ARBEITSZEITEN: OHNE UNS BEWEGT SICH NICHTS!
Wie die Gewerkschaften Politik und Gesetzgebung geprägt haben
Gute und sichere Arbeit kommt nicht von allein. Vieles, was heute selbstverständlich erscheint und
sogar Gesetz ist, haben zunächst die Gewerkschaften mühsam durchgesetzt. Eine Auswahl:
Die Gewerkschaften setzen gegen den massiven Widerstand der Arbeitgeber und des
Bundesarbeitsministeriums den gesetzlichen Kündigungsschutz durch.
Die IG Metall vereinbart mit dem Arbeitgeberverband Gesamtmetall die stufenweise
Einführung der 40-Stunden-Woche. Heute ist sie Gesetz: In der Regel darf an Werk-
tagen eine Arbeitszeit von acht Stunden nicht überschritten werden.
Das Bundesurlaubsgesetz tritt in Kraft und damit der gesetzliche Anspruch auf einen
Mindesturlaub von drei Wochen (heute beträgt er vier Wochen). Vorher hatten die Ge-
werkschaften tarifliche Regelungen für bezahlten Urlaub durchgesetzt (heute tariflich
bis zu sechs Wochen).
Das „Lohnfortzahlungsgesetz“ tritt in Kraft. Tariflich hatte die IG Metall die finanzielle
Absicherung von Arbeiterinnen und Arbeitern im Krankheitsfall bereits 1956 durchge-
setzt – mit dem längsten Streik ihrer Geschichte.
Der gesetzliche Mindestlohn startet mit 8,50 Euro (heute 8,84 Euro). Dafür haben
die Gewerkschaften rund zehn Jahre gekämpft.
Auch für die Zukunft gilt: Für fortschrittliche Gesetze braucht es starke Gewerk-
schaften. Und stark sind Gewerkschaften dann, wenn sie viele Mitglieder haben.
DIE LISTE DER
GRAUSAMKEITEN…
Die Arbeitgeberverbände und ihre Pro-
pagandaorganisation „Initiative Neue
Soziale Marktwirtschaft“ (INSM) haben
ein klares Ziel: Die nächste Bundesre-
gierung soll wichtige soziale Fortschrit-
te zurückdrehen. Die Liste der Grau-
samkeiten:
Renteneintritt – Arbeiten bis 85
Das Renteneintrittsalter soll an die Le-
benserwartung gekoppelt werden.
Heißt konkret: „Wenn Menschen eines
Tages 100 werden, würde sich rein
theoretisch ein Renteneintrittsalter von
85 Jahren ergeben“, so Ulrich Grillo,
Chef des Bundesverbands der Deut-
schen Industrie. Dabei gilt schon heute:
Wer alt ist, kann häufig nicht mehr ar-
beiten.
Rentenhöhe – weiter auf Sinkflug
Das Rentenniveau soll in jedem Fall
weiter sinken, fordern die Arbeitgeber.
„Die gesetzliche Rente allein wird nicht
mehr genügen, um den gewohnten Le-
bensstandard im Alter zu halten“, gibt
die INSM offen zu. Die Altersvorsorge
soll immer stärker zum Privatrisiko der
Beschäftigten werden. Den Rentensink-
flug zu stoppen, lehnen die Arbeitgeber
ab.
Arbeitszeiten – Ruhepausen abschaffen
„Die Begrenzung der täglichen Arbeits-
zeit auf maximal zehn Stunden ist nicht
mehr zeitgemäß“, behauptet Bertram
Brossardt von der Vereinigung der
Bayerischen Wirtschaft. Auch die Min-
destruhezeit von elf Stunden soll fallen.
Diese Grausamkeiten müssen wir
verhindern, indem wir als Beschäft-
igte und Gewerkschaften gemein-
sam Druck machen.
Was Arbeitgeber nach der Wahl
durchsetzen wollen.
1956 Achtstundentag
1963 Urlaubsanspruch
1970 Lohnfortzahlung
im Krankheitsfall
2015 Mindestlohn
2017 ...